Kann ich trotz Herzinsuffizienz Sex haben?

Ein intaktes Sexualleben ist für Patienten mit einer Herzerkrankung, wie für jeden anderen Menschen auch, ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Sex trotz Herzinsuffizienz? Unter Beachtung von einigen Hinweisen ist einem erfüllten Liebesleben nichts entgegenzusetzen.

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Kann ich trotz meiner Herzschwäche Sex haben? Das fragen sich sicher viele Herzpatienten. Und auch deren Partnerinnen oder Partner machen sich womöglich deswegen Sorgen. Fakt ist: Sexuelle Aktivität ist von der körperlichen Leistungskraft her in etwa vergleichbar mit Fahrradfahren oder Treppensteigen.

Als Faustregel kann gelten: Wer zwei Stockwerke Treppen ersteigen kann, ohne Schmerzen in der Brust zu verspüren oder nach Luft zu schnappen, der kann auch ruhigen Gewissens Sex haben.

Haben Sie keine Angst vor der Liebe

Aus medizinischer Sicht müssen Sie sich also in Ihrem Sexualleben aufgrund Ihrer Herzschwäche nicht per se einschränken. Trotzdem sollten Sie beim Liebesspiel wie bei anderen körperlichen Aktivitäten auch auf Ihren Körper hören und einige Grundsätze beherzigen: Meiden Sie Sex unmittelbar nach einem schwerem Essen oder übermäßigem Alkoholgenuss. Wählen Sie einen Ort und einen Zeitpunkt, der entspannend und angenehm für Sie und Ihren Partner/Ihre Partnerin ist. Nutzen Sie das Vorspiel zur Anpassung an die höhere Körperaktivität und wählen Sie körperlich wenig anstrengende Positionen. Treten während des Sexualaktes Herzinsuffizienz-Symptome auf? Dann sollten Sie es etwas ruhiger angehen lassen und sich genügend Zeit nehmen. Wenn Sie sich unwohl fühlen, dürfen – und sollten – Sie durchaus eine Pause einlegen.

Herzinsuffizienz offen ansprechen

Wenn Sie aufgrund Ihrer Erkrankung plötzlich Angst vor der Liebe haben, kann ein offenes Gespräch befreiend wirken: Schildern Sie Ihrem Arzt Ihre Sorgen und Ängste. Er kann Ihnen sagen, ob Ihr Herz fit genug ist und ob Sie medikamentös gut eingestellt sind. Übrigens: Allgemein gilt für Ärzte die Empfehlung, das Thema Herzinsuffizienz und Sexualität nach der Diagnose aktiv mit dem Patienten zu besprechen – es muss Ihnen also nicht peinlich sein.

Auch innerhalb der Partnerschaft sollte das Thema kein Tabu darstellen. Eine offene, vertrauensvolle Atmosphäre ist generell für ein erfülltes Sexualleben wichtig; Leistungsdruck, zu hohe Erwartungen oder Angst vor Enttäuschungen sind hier fehl am Platz beziehungsweise lassen sich durch ein klärendes Gespräch aus dem Weg räumen.

Herzinfarkt beim Höhepunkt: Fakt oder Fake?

Beim Höhepunkt besteht tatsächlich ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen wie etwa einen Herzinfarkt. Laut American Heart Association (AHA) ist die Wahrscheinlichkeit für solch ein Ereignis jedoch winzig. Das Risiko, bei einem Wutanfall einen Herzanfall zu erleiden, ist da schon größer.

Nicht nur das Herz schwächelt – erektile Dysfunktion als Folge

Häufig leiden Männer mit Herzschwäche auch unter einer erektilen Dysfunktion, das heißt, sie haben Schwierigkeiten, eine Erektion zu bekommen oder beizubehalten. Schätzungen zufolge sind 60 bis 87 Prozent der Patienten mit Herzinsuffizienz von dieser sexuellen Funktionsstörung betroffen. Das kann eine Folge der schwächeren Durchblutung sein, aber auch der medikamentösen Therapie – wenn auch selten: Tatsächlich können laut einer Studie Beta-Blocker bei 5 von 1.000 Patienten pro Jahr Potenzprobleme und bei 3 von 1.000 Patienten pro Jahr Impotenz auslösen.

Auch hier kann ein Gespräch mit dem Arzt Abhilfe schaffen: In manchen Fällen kann der Umstieg auf ein anderes Präparat helfen. Auf keinen Fall jedoch sollten Sie eigenmächtig die verschriebenen Medikamente absetzen – oder ohne Rücksprache mit dem Arzt zu potenzsteigernden Medikamenten greifen. Denn hier können Wechselwirkungen mit der Herzinsuffizienz-Therapie auftreten.

Online-Symptomcheck: Risikoeinschätzung schafft Klarheit

Herzpatienten können Ihren Gesundheitszustand regelmäßig ambulant überprüfen lassen. Mit einem Belastungs-EKG, auf einem Laufband oder Fahrradergometer misst der Arzt Ihre Herzaktivität und kann Ihnen sagen, ob sexuelle Aktivität für Sie ein Risiko darstellt.

Eine erste Einschätzung kann Ihnen auch der Online-Symptomcheck geben. So können Sie bereits im Vorfeld einer ärztlichen Untersuchung Ihre Beschwerden einschätzen und ihr persönliches Gesundheitsprofil erstellen.


Autorin: Andrea Böttcher, medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum: Juli 2018

Quellen:

Broschüre „Leben nach dem Herzinfarkt“, Helmut-G.-Walther-Klinikum Lichtenfels GmbH, www.regiomed-kliniken.de

IQWIG/gesundheitsinformation.de: „Auswirkungen einer koronaren Herzkrankheit auf Befinden und Alltag“ www.gesundheitsinformation.de/auswirkungen-einer-koronaren-herzkrankheit-auf.2170.de.html?part=lebenundalltag-gp

Deutsche Herzstiftung „Reisen und Sexualität mit Herzschwäche: Was müssen Betroffene beachten?“ www.herzstiftung.de/pressemeldungen_artikel.php?articles_ID=811

Levine G, Steinke E, Bakaeen F et al. AHA Scientific Statement. Sexual Activity and Cardiovascular Disease. 2012, DOI: 10.1161/CIR.0b013e3182447787.

Ärzte-Zeitung: Neun Sextipps für Herzkranke: www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/herzkreislauf/herzinsuffizienz/article/802808/neun-sextipps-herzkranke.html

Ko DT, Hebert PR, Coffey CS, Sedrakyan A, Curtis JP, Krumholz HM. Beta-blocker therapy and symptoms of depression, fatigue, and sexual dysfunction. JAMA. 2002; 288:351–357.

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