Resilienz: Wie Sie Krisen wie einen Schlaganfall oder Corona-Stress gut meistern

Manche Menschen stecken Schicksalsschläge erstaunlich gut weg und gehen sogar gestärkt daraus hervor, während andere an solchen Widrigkeiten verzweifeln. Diese Eigenschaft, Krisen zu meistern, nennt sich „Resilienz“. Die gute Nachricht: Mit den richtigen Strategien lässt sich die eigene Resilienz verbessern, sodass Sie mit schwierigen Situationen wie einem Schlaganfall oder Stress in der Corona-Pandemie besser zurechtkommen.

Resilienz: Wie Sie Krisen wie einen Schlaganfall oder Corona-Stress gut meistern

Was ist Resilienz?

Es gibt bislang noch keine einheitliche Definition dafür, was Resilienz genau ist. Manche Experten verstehen unter Resilienz schlicht die Fähigkeit, sich auf positive Weise an stressige Umstände anzupassen. Andere definieren Resilienz als die Fähigkeit, sich von schwierigen Erfahrungen zu erholen und mit Widrigkeiten, Traumata, Tragödien, Bedrohungen oder starken Stressquellen gut zurechtzukommen. Menschen mit besonders ausgeprägter Resilienz geht es nach einem widrigen oder stressigen Ereignis sogar besser als zuvor – sie wachsen an der Krise und können den Schwierigkeiten etwas Positives abgewinnen.

Doch warum gelingt dies einigen Menschen und anderen nicht? Tatsächlich ist Resilienz ein komplexes Phänomen, bei dem viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen:

 

Individuelle Faktoren

  • Psychologische Merkmale wie Selbstbewusstsein, Entschlossenheit und Selbstwirksamkeit, das heißt die Überzeugung, durch das eigene Handeln Probleme lösen zu können
  • Einsatz positiver Bewältigungsstrategien (sogenannte Coping-Strategien)

 

 Zwischenmenschliche Faktoren

  • Unterstützung durch Freunde und Familie
  • Gesellschaftliche Teilhabe und Integration

 

 Strukturelle Faktoren

  • Zugang zu Leistungen des Gesundheitswesens
  • Erwerbsmöglichkeiten
  • Sozialsystem

 

Resilienz & Schlaganfall: der psychischen Belastung trotzen

Ein Schlaganfall stellt ein einschneidendes Erlebnis im Leben der Betroffenen und deren Angehörigen dar. Zudem sind die Folgen eines Schlaganfalls in der Regel langwierig und es kann zu bleibenden Behinderungen kommen. All das trägt dazu bei, dass viele Überlebende eines Schlaganfalls unter einem hohen Maß an psychischem Stress leiden und das Risiko, psychische Erkrankungen wie eine Depression zu entwickeln, bei Schlaganfall-Betroffenen deutlich erhöht ist.

Resiliente Menschen hingegen leiden seltener unter psychischem Stress und entwickeln seltener Depressionen. Insofern kann Resilienz nach einem Schlaganfall eine wichtige schützende Rolle dabei spielen, die negativen Auswirkungen der Erkrankung zu mildern.

Herausforderung: Resilienz während der Corona-Pandemie

Die gegenwärtige Corona-Pandemie verlangt uns allen viel ab. Die strikten Kontaktbeschränkungen führen bei zahlreichen Menschen zu einem Gefühl der Einsamkeit und die scheinbar allgegenwärtige Bedrohung durch das Virus macht verständlicherweise Angst. Insbesondere, da immer mehr Fälle bekannt werden, bei denen sich die Genesung sehr lange hinzieht oder bei denen es infolge der COVID-19-Erkrankung zu Langzeitfolgen und Spätschäden gekommen ist. Viele haben zudem in dieser schwierigen Zeit einen geliebten Menschen verloren, sei es aufgrund von COVID-19 oder aus anderen Gründen; doch nur wenige konnten wie gewohnt Abschied nehmen und auf traditionelle Weise in dieser Zeit der Trauer Trost spenden und empfangen. Noch dazu dauert diese Krise nun schon geraume Zeit an und ist somit zu einem chronischen Stressfaktor geworden. Kein Wunder also, dass gerade während der Corona-Pandemie Resilienz ein hohes Gut ist.

Wie sich die Resilienz verbessern lässt

Es gibt viele Wege, um die eigene Widerstandskraft zu stärken und Krisen besser zu meistern:

  • Knüpfen und pflegen Sie Kontakte: Eine gute Beziehung zu engen Familienmitgliedern und Freunden ist wichtig für die eigene Resilienz, aber auch Nachbarn, Kollegen oder Hobby-Partner sind Teil Ihres persönlichen Netzwerkes. Versuchen Sie daher, gerade auch während der Corona-Pandemie mit Ihrem Netzwerk in Kontakt zu bleiben, sei es mit einem Telefonat, einem Video-Call oder ganz klassisch mit einem Brief.
  • Sehen Sie Krisen nicht als unüberwindliche Probleme: Sie können nichts daran ändern, dass stressige Ereignisse passieren – aber Sie können ändern, wie Sie diese Ereignisse wahrnehmen und wie Sie darauf reagieren.
  • Lernen Sie zu akzeptieren, dass Veränderungen zum Leben dazugehören: Manche Ziele lassen sich aufgrund der Umstände vielleicht nicht mehr erreichen. Das zu akzeptieren, was sich nicht ändern lässt, hilft dabei sich auf die Dinge zu konzentrieren, die sich ändern lassen.
  • Setzen Sie sich realistische Ziele und verfolgen Sie diese: Bleiben Sie dran und tun Sie regelmäßig etwas, um Ihre Ziele zu erreichen – auch wenn es nur wie ein kleiner Erfolg scheint. Fragen Sie sich beispielsweise „Welche eine Sache kann ich heute erreichen, die mir dabei hilft, meinem Ziel näherzukommen?“
  • Seien Sie entschlossen: Die meisten Probleme verschwinden nicht einfach, nur weil Sie sich das wünschen. Handeln Sie entschlossen, anstatt den Kopf in den Sand zu stecken und ihre Probleme zu ignorieren.
  • Sehen Sie die Veränderung als Chance, mehr über sich zu lernen: Viele Menschen, die Krisen durchgemacht haben, berichten davon, dass sie daran gewachsen sind, beispielsweise indem sie eine höhere Wertschätzung für das Leben entwickelt haben oder sich innerlich gestärkt fühlen.
  • Fördern Sie eine positive Selbstwahrnehmung: Entwickeln Sie Vertrauen in Ihre Fähigkeiten, Probleme zu lösen, und vertrauen Sie Ihrer Intuition.
  • Bewahren Sie den Blick fürs Ganze: Versuchen Sie, auch belastende Situationen in einem größeren Zusammenhang zu sehen und Probleme nicht überzubewerten.
  • Bleiben Sie optimistisch: Stellen Sie sich all die guten Dinge vor, die im Leben noch auf Sie warten, anstatt sich über die Dinge Sorgen zu machen, die Sie fürchten.
  • Geben Sie auf sich acht: Machen Sie sich Ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle bewusst und gehen Sie achtsam mit sich um. Tun Sie Dinge, die Ihnen Spaß machen und die Sie als entspannend empfinden. Seien Sie regelmäßig körperlich aktiv, gerade jetzt in der Corona-Zeit – sei es zu Hause oder draußen an der frischen Luft.

Dies ist nur eine kleine Auswahl an Möglichkeiten, um die Resilienz zu stärken. Manchen Menschen hilft es auch, über Ihre Gedanken und Gefühle zu schreiben, um schwierige Situationen zu verarbeiten. Auch Meditation oder spirituelle bzw. religiöse Praktiken helfen manchen Menschen, mit Krisen besser zurechtzukommen. Wichtig ist, dass Sie herausfinden, was für Sie am besten funktioniert, und sich so Ihre individuelle Resilienz-Strategie zusammenstellen.

Suchen Sie sich außerdem, wann immer möglich, Hilfe und Unterstützung. Neben Freunden und der eigenen Familie können auch Selbsthilfegruppen eine wertvolle Anlaufstelle sein, um sich mit anderen Betroffenen auszutauschen und sich gegenseitig zu helfen. Scheuen Sie sich auch nicht, sich bei Bedarf professionelle Hilfe zu holen, und sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder rufen Sie bei Ihrer Krankenkasse an. Für viele Notfall- und Krisensituationen gibt es außerdem Hotlines, bei denen Sie auf Wunsch auch anonym Beratung erhalten. Eine Auswahl dieser Hilfsangebote finden Sie beispielsweise auf der Internetseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und der Seite „Zusammen gegen Corona“ des Bundesministeriums für Gesundheit.

Wenn Sie sich speziell durch die Coronavirus-Pandemie psychisch belastet fühlen, finden Sie auf der Seite www.starkdurchdiekrise.de kostenfreie psychologische Unterstützungsangebote. Dazu gehören beispielsweise ein Corona Online-Training, um die psychische Gesundheit zu stärken und Strategien zu erlernen, um mit Anspannung, Sorgen und Ängsten in der aktuellen Corona-Krise besser umzugehen, sowie eine Mediathek mit Artikeln, Experten-Videos und Übungen.

 

Autorin: Dr. Annukka Aho-Ritter, medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum: Januar 2021

Quellen:

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bmjopen.bmj.com/content/8/6/e017858.long (Abruf: 01/2021)

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onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/hsc.12336 (Abruf: 01/2021)

Sarre S et al. A systematic review of qualitative studies on adjusting after stroke: lessons for the study of resilience. Disabil Rehabil. 2014;36(9):716-26.
www.tandfonline.com/doi/full/10.3109/09638288.2013.814724 (Abruf: 01/2021)

Gyawali P et al. Opposing Associations of Stress and Resilience With Functional Outcomes in Stroke Survivors in the Chronic Phase of Stroke: A Cross-Sectional Study. Front Neurol. 2020 Apr 22;11:230.
www.frontiersin.org/articles/10.3389/fneur.2020.00230/full (Abruf: 01/2021)

American Psychological Association: The Road to Resilience. © 2014
www.uis.edu/counselingcenter/wp-content/uploads/sites/87/2013/04/the_road_to_resilience.pdf (Abruf: 01/2021)

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Familiäre Belastungssituationen. Meldung vom 28.12.2020.
www.bmfsfj.de/bmfsfj/familiaere-belastungssituationen/153794 (Abruf: 01/2021)

Bundesministerium für Gesundheit: Zusammen gegen Corona – Psychisch stabil bleiben.
www.zusammengegencorona.de/informieren/psychisch-stabil-bleiben (Abruf: 01/2021)

9-GE-5-12130-02 02-2021

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