Schlaganfall-Medikamente: Die richtige Einnahme

Das Wichtigste in Kürze

  • Medikamente werden in der Primär- und Sekundärprävention von Schlaganfällen eingesetzt, um Risikofaktoren zu behandeln und die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Blutgerinnseln zu senken.
  • Die Einnahme und das Absetzen von Medikamenten sollten immer den Empfehlungen eines Arztes folgen.
  • Ein Einnahmeplan, eine Medikamentenbox und Apps erleichtern den Überblick über die Medikation.
  • Neben dem richtigen Einnahmezeitpunkt kommt den Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und Lebensmitteln eine hohe Bedeutung zu.

Einem Schlaganfall liegen meist mehrere Risikofaktoren zugrunde. Deshalb ist die konsequente medikamentöse Behandlung lebenswichtig.

Die medikamentöse Prävention des Schlaganfalls verfolgt primär zwei Ziele:
1. die lückenlose und dauerhafte Therapie der wichtigsten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen
2. die Reduzierung des Risikos für die Entstehung von Blutgerinnseln im Rahmen einer Arteriosklerose oder durch Vorhofflimmern des Herzens

Schlaganfall-Medikamente: Die richtige Einnahme

Wissen über Medikamente

Für Patientinnen und Patienten ist es wichtig, den Nutzen der eingenommenen Medikamente zu kennen. Nur so kann dieser gegen etwaige Risiken der Einnahme abgewogen werden.

Häufig werden Medikamente ohne Absprache mit dem Arzt abgesetzt oder in ihrer Dosis reduziert, weil die Angst vor Nebenwirkungen die Patienten verunsichert.

Gerade bei einer dauerhaften Medikation im Rahmen der Schlaganfallvorsorge ist es daher wichtig, die Frage “Welchen Nutzen hat das Medikament für mich und welche Nebenwirkungen können auftreten?” beantworten zu können.

Das Gespräch mit dem Arzt suchen

Der beste Gesprächspartner für die Nutzen-Risiko-Abwägung einer Medikamenteneinnahme ist der behandelnde Arzt.

In der Schlaganfall-Behandlung tätige Ärzte kennen die eingesetzten Medikamente sehr gut und verfügen - über die aktuelle Studienlage hinaus - über Erfahrungen aus der eigenen Praxis.

Arzt und Patient können im vertrauensvollen Gespräch klären, ob der Nutzen eines konkreten Medikaments die Risiken der Einnahme übersteigt.

Dafür ist es wichtig, dem Arzt alle für die Einschätzung relevanten Informationen zur Verfügung zu stellen. Das ist insbesondere eine Liste aller eingenommenen Medikamente. Werden regelmäßig Nahrungsergänzungsprodukte eingenommen, sollten auch diese aufgelistet werden. Auch Lebensmittel und Mittel der Naturheilkunde können mit Medikamenten in Wechselwirkung treten.

Typische Fragen im Arzt-Patienten-Gespräch

Typische Fragen im Arzt-Patienten-Gespräch:

  • Sind alle eingenommenen Medikamente weiterhin erforderlich?
  • Muss die derzeitige Medikation ergänzt werden?
  • Mit welchem Ziel werden die einzelnen Medikamente eingenommen?
  • Wie lange sollen die Medikamente eingenommen werden?
  • Soll das Medikament zu einer bestimmten Tageszeit eingenommen werden?
  • Soll das Medikament vor oder mit einer Mahlzeit eingenommen werden?
  • Welche potenziellen Nebenwirkungen haben die Medikamente?
  • Gibt es Wechselwirkungen zwischen den eingenommenen Medikamenten?
  • Sind die Medikamente noch richtig dosiert?

Den Überblick wahren

Je mehr Medikamente eingenommen werden, desto schwerer fällt es, den Überblick zu bewahren. Es gibt aber hilfreiche Werkzeuge, die die planvolle Einnahme deutlich erleichtern können.

Medikationsplan

Werden über einen Zeitraum von mindestens 28 Tagen drei oder mehr Medikamente eingenommen, hat der Patient Anspruch auf einen ausgefüllten Medikationsplan.
Der Medikationsplan enthält folgende Informationen:

  • Wirkstoff
  • Handelsname
  • Dosierung
  • Grund der Einnahme
  • Hinweise zur Einnahme
Tipps zur Medikamenteneinnahme

Medikamentenbox


Eine Medikamentenbox ist ein sehr hilfreiches Werkzeug, um die tägliche Einnahme von Medikamenten zu organisieren.

Die Boxen haben meist mehrere Fächer (morgens, mittags, abends, nachts) für jeden Wochentag und müssen somit nur einmal wöchentlich befüllt werden.

 

Tipp: Wählen Sie einen festen Wochentag und Zeitpunkt (bspw. Sonntagabend), an dem Sie Ihre Medikamentenbox befüllen. Und finden Sie einen festen Platz, an dem Sie die Box deponieren. Dieser sollte so gewählt sein, dass Sie dort mehrfach täglich vorbeikommen und an die Medikamenteneinnahme erinnert werden.

Medikamente wie Tropfen oder kühlungspflichtige Injektionen, die nicht in der Medikamentenbox aufbewahrt werden können, sollten ebenfalls wöchentlich organisiert werden.

Tipp: Beschriften Sie für jede geplante Einnahme ein Klebezettelchen und kleben Sie es auf die passende Stelle Ihrer Medikamentenbox.

Apps Medikamenteneinahmne

Apps

Inzwischen gibt es zahlreiche Smartphone-Apps, die Patienten bei der regelmäßigen Medikamenteneinnahme unterstützen. Zwei davon möchten wir an dieser Stelle vorstellen:

MyTherapy

Die TÜV-zertifizierte App erinnert nicht nur an die Medikamenteneinnahme, sie kann auch das regelmäßige Blutdruckmessen und Bewegungseinheiten unterstützen.

Die Nutzung der App ist denkbar einfach. Einzunehmende Medikamente werden einmalig mit ihrem Einnahmezeitpunkt erfasst. Dabei kann das Smartphone als Barcode-Scanner genutzt werden, um die Medikamente direkt mithilfe der Verpackung zu erkennen.

Jede Erinnerung an eine Einnahme wird durch den Benutzer kurz bestätigt und damit in der App abgehakt. Der Einnahmefortschritt kann auch mit Familienmitgliedern geteilt werden.

In der App erfasste Daten zum Blutdruck oder zu auftretenden Symptomen können ausgedruckt werden, um sie zum Arztgespräch mitzunehmen.

Download und Installation:

VidaGesund

Der Funktionsumfang von VidaGesund geht weit über die reine Erinnerung an die Medikamenteneinnahme hinaus.

Die App unterstützt die Erstellung einer digitalen Gesundheitsakte. Dazu können neben eingenommenen Medikamenten zahlreiche Vitalparameter erfasst oder direkt aus entsprechenden Messgeräten ausgelesen werden. Auch Daten zu körperlichen Aktivitäten, auftretenden Symptomen und Laborwerten können in der App gesammelt werden.

VidaGesund will vor allem die Prävention und Therapie von chronischen Erkrankungen unterstützen.

Download und Installation:

Die richtige Einnahme von Medikamenten

Bei der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten gilt es einiges zu beachten, damit die Präparate ihre vorgesehene Wirkung entfalten und die Therapie optimal unterstützen können:

Der richtige Zeitpunkt

Die Wirkung von Medikamenten ist in vielen Fällen von der Tageszeit und dem Füllstand des Magens abhängig. Auf leeren Magen genommen, wirken Medikamente in der Regel schneller. Andererseits können ein gefüllter Magen und eine langsamere Freisetzung des Wirkstoffs Nebenwirkungen verringern und den Magen schützen.

Darum gibt es zu jedem Medikament konkrete Einnahmeempfehlungen. Diese finden sich in der Packungsbeilage. Der behandelnde Arzt wird ebenfalls die empfohlene Einnahmezeit erläutern.

Hinweis in der Packungsbeilage Bedeutung
auf nüchternen Magen

0,5 - 1 Stunde vor der Mahlzeit oder mindestens 2 Stunden nach der Mahlzeit
vor dem Essen 0,5 - 1 Stunde vor der Mahlzeit
mit der Mahlzeit keine Pause zwischen der Mahlzeit und der Einnahme des Medikaments
nach dem Essen zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit oder gemäß Angabe in der Packungsbeilage
unabhängig von den Mahlzeiten

das Medikament kann vor, nach oder während einer Mahlzeit eingenommen werden

Wechselwirkungen mit Lebensmitteln

Wechselwirkungen können nicht nur zwischen verschiedenen Medikamenten, sondern auch zwischen Medikamenten und Lebensmitteln auftreten.
Lebensmittel, die häufig zu Wechselwirkungen führen:

  • Grapefruit
  • Milch und Milchprodukte
  • Alkohol
  • Kaffee und Tee
  • oxalatreiche Lebensmittel wie Spinat oder Rhabarber
  • eiweißreiche Lebensmittel wie Käse, Fleisch, Fisch oder Hülsenfrüchte
Die richtige Einnahme von Medikamenten

Die richtige Einnahme

Medikamente sollten im Stehen oder Sitzen mit einem Glas Leitungswasser eingenommen werden.

Häufig werden Medikamente deshalb nicht oder nicht regelmäßig eingenommen, weil das Schlucken Schwierigkeiten bereitet.

Bei Schluckproblemen kann der Arzt manchmal ein gleichwertiges Medikament in einer anderen Darreichungsform empfehlen - bspw. einen Saft oder ein auflösbares Granulat statt einer großen Tablette.

Einige Tabletten können auch zerkleinert werden. Ob das im konkreten Fall zulässig ist, sollte aber unbedingt mit dem Apotheker abgeklärt werden. Manche Medikamente enthalten bspw. eine äußere Hülle, die dafür sorgt, dass die Tablette unverdaut den Magen passiert und sich erst nach der Passage des Magenpförtners auflöst.

Die richtige Schlucktechnik

Es gibt zwei Schlucktechniken, die sich bei der Medikamenteneinnahme bewährt haben:

Pop-Bottle-Technik: Eine saubere Flasche wird mit Leitungswasser gefüllt. Die Tablette wird auf die Zunge gelegt. Danach wird die Flasche an die geschlossenen Lippen angesetzt. Anschließend werden Wasser und Tablette in einem Zug heruntergeschluckt.

Vorwärts-Neige-Technik: Die Tablette wird auf die Zunge gelegt. Dann wird ein Schluck Wasser in den Mund aufgenommen, aber noch nicht geschluckt. Der Kopf wird in Richtung Brustkorb geneigt. Erst dann wird geschluckt.

Was, wenn das Medikament vergessen wurde?

Wurde die Einnahme vergessen, sollte auf keinen Fall die doppelte Dosis eingenommen werden. Meist enthalten die Packungsbeilagen der Medikamente konkrete Hinweise auf das Vorgehen bei einer ausgelassenen Einnahme. Ist das nicht der Fall, sollte der Arzt oder der Apotheker zurate gezogen werden

Autor: Prof. Dr. med. Hans Joachim von Büdingen
schlaganfallbegleitung.de/team/prof-dr-med-hansjoachim-vonbuedingen

Datum: Februar 2023

Quellen:
1. The Frequency and Timing of Recurrent Stroke – An analysis of routine health insurance data – Autoren: Stahmeyer, J T; Stubenrauch, S; Geyer, S; Weissenborn, K; Eberhard, S – Publikation: Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 711-7. – DOI: 10.3238/arztebl.2019.0711
2. Den zweiten Schlaganfall verhindern – Autor: Prof. Dr. med. J. Röther – Publikation: Deutsches Ärzteblatt; 2015;112(49)/Pers.Neuro
3. Clopidogrel and Aspirin in Acute Ischemic Stroke and High-Risk TIA. – Autoren: Johnston SC, Easton JD, Farrant M et al. – Publikation: N Engl J Med. 2018 Jul 19;379(3):215-225.
4. S2k-Leitlinie: Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke (TIA) – Teil 1 und Teil 2 – Autoren: Gerhard F. Hamann, D. Sander, Armin Grau & J. Röther – Publikation: DGNeurologie volume 5, pages369–380 (2022) – DOI: 10.1007/s42451-022-00461-8


9-GE-5-13963-02 02-2023

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