Schlaganfall-Reha: verschiedene Wege zurück zu Gesundheit

Ein Schlaganfall ist eine schwerwiegende Erkrankung, die bei einigen Patienten starke Beeinträchtigungen zur Folge hat. Nicht nur eine schnelle Akutbehandlung ist hierbei für die Genesung entscheidend, sondern auch eine umfassende Nachsorge. Reha-Maßnahmen helfen Betroffenen, ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten zurück zu erlangen, um wieder aktiv am Leben teilhaben zu können.

Schlaganfall-Reha: verschiedene Wege zurück zu Gesundheit

Eine Erkrankung mit weitreichenden Folgen

Die Diagnose Schlaganfall wird in Deutschland durchschnittlich 220.000 Mal im Jahr gestellt. Dabei sind ältere Menschen ab einem Alter von 60 Jahren am häufigsten betroffen. Ein Schlaganfall, medizinisch als Apoplex bezeichnet, ist ein plötzlich eintretendes Ereignis, bei dem es zu einer Minderversorgung des Gehirns kommt. Diese äußert sich meist durch Lähmungen im Gesicht oder den Armen und Beinen, wobei oft nur eine Körperseite betroffen ist. Mediziner sprechen auch von einer Halbseiten-Symptomatik, bei der es zu sogenannten motorischen Ausfällen kommt. Je nach Stärke des Schlaganfalls kann sogar die komplette Körperhälfte gelähmt sein, wodurch Betroffene Schwierigkeiten haben, den jeweiligen Arm oder das Bein zu bewegen. Kennzeichnend ist auch ein herabhängender Mundwinkel. Aber auch plötzlich auftretende Kopfschmerzen und Schwindel können erste Anzeichen sein. Oft sind Sprachstörungen bei Betroffenen zu beobachten, manchmal ist sogar das Verständnis von Sprache beeinträchtigt. In vielen Fällen kommt es zu Gleichgewichtsstörungen und einem dadurch unsicheren Gang. Auch das Gedächtnis und das Denkvermögen können beeinträchtigt sein, so dass sich Betroffene schlecht erinnern und teilweise sogar Schwierigkeiten beim Lösen von einfachen Alltagsaufgaben haben.

Die Symptome bei einem Schlaganfall sind vielseitig und können langanhaltende Beeinträchtigungen hervorrufen, die das alltägliche Leben der Betroffenen stark beeinflussen. Deshalb ist es wichtig, einen Schlaganfall so schnell wie möglich zu behandeln. In der Regel schließt sich daran eine umfassende Nachsorge in Form von Reha-Maßnahmen an.

Rehabilitation – ein Neuanfang nicht nur für Betroffene

Bei vielen Schlaganfallpatientinnen und -patienten folgt auf die Akutbehandlung unmittelbar die Rehabilitation. Sie dient dazu, durch eine Verbesserung des Gesundheitszustandes dem Schlaganfallbetroffenen wieder eine selbstständige und selbstbestimmte Teilhabe am aktiven Leben zu ermöglichen. Zudem soll möglichst einer Verschlechterung der Symptome vorgebeugt werden. Jede Rehabilitation gestaltet sich unterschiedlich, da sie sich streng an den Bedürfnissen der Betroffenen orientiert. Sie bezieht nicht nur die eigentlichen körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen der Betroffenen ein, sondern auch deren persönliches Umfeld. Sowohl die vertraute Heimumgebung als auch der Kontakt zu nahestehenden Personen haben einen wesentlichen Einfluss auf die Genesung. Unter Umständen muss zum Beispiel das häusliche Umfeld an die neuen Bedürfnisse nach einem Schlaganfall angepasst werden. Familienangehörige oder auch Freunde können unterstützende Hilfe bei den Reha-Maßnahmen leisten und werden nicht selten in das Rehabilitationsprogramm eingebunden.

An der Planung und Gestaltung der Reha ist aufgrund der verschiedenen Aspekte ein interdisziplinäres Team beteiligt. Das sogenannte Stroke-Team besteht unter anderem aus Ärztinnen und Ärzten sowie Fachexperten der Neuropsychologie, Pflege, Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädie und der Ernährungsberatung.

Rehabilitationsmaßnahmen für Körper und Seele

Frühe Rehabilitation

Frühe Reha-Maßnahmen finden direkt im Krankenhaus innerhalb von etwa 14 Tagen statt. Spezialisierte Schlaganfall-Ärzte behandeln unter anderem medikamentös und überwachen in dieser Zeit vorrangig die Symptome sowie die schon jetzt beginnenden Reha-Maßnahmen. Studien haben gezeigt, dass die Erfolgschancen mit einem frühen Reha-Beginn enorm steigen. Eines der obersten Ziele in den ersten Wochen ist daher die sofortige Therapie von Bewegungsstörungen wie Lähmungen. Mit Hilfe von physiotherapeutischen Maßnahmen werden Patienten möglichst früh behandelt, sodass sie ihre Beweglichkeit zurückerlangen und zumindest wieder eigenständig sitzen oder laufen können. Abhängig von der Beeinträchtigung der Sprechfähigkeiten werden zum Beispiel auch schon erste Sprachtrainings durchgeführt.

Für die weitere Rehabilitation, die sich dem Krankenhausaufenthalt anschließt, erarbeitet das Stroke-Team anhand der bisherigen Behandlungsergebnisse einen weiterführenden Reha-Plan.

Unterschiedliche Symptome – verschiedene Therapieansätze

An die frühen Reha-Maßnahmen im Akutkrankenhaus schließen sich weitere Therapien an, die auf die betroffenen Körperbereiche sowie den Schweregrad der Beeinträchtigung individuell abgestimmt sind. Diese Anschlussrehabilitation (auch Anschlussheilbehandlung genannt) findet nach Möglichkeit innerhalb von 6 Monaten entweder stationär oder teilstationär in einer spezialisierten Reha-Klinik statt oder ambulant, d. h. die Betroffenen kommen nur für die Dauer der Therapiesitzungen in ein ambulantes Reha-Zentrum oder eine Reha-Praxis und leben in der restlichen Zeit schon wieder zu Hause. Auch einzelne Reha-Maßnahmen bei bestimmten Therapeuten sind je nach Grad der Beeinträchtigungen möglich und können sich bei Bedarf auch an eine stationäre Reha anschließen.

Die physikalische Therapie umfasst im Wesentlichen alle physiotherapeutischen Maßnahmen (Krankengymnastik), die der Behandlung von Störungen des Bewegungsapparates dienen. Hierbei werden Übungen durchgeführt, die dabei helfen sollen, die eingeschränkte oder verloren gegangene Beweglichkeit des Körpers bzw. einzelner Körperteile zurückzugewinnen.

Häufig wird die Physiotherapie durch die Ergotherapie ergänzt. Der Ansatz der Ergotherapie ist eine ganzheitliche Versorgung und umfasst Methoden zur Behandlung von Nerven- und Muskelschädigungen, geistigen Leistungsschwächen und psychischen Störungen. Die Hilfe zur Bewältigung des alltäglichen Lebens steht im Fokus der Therapien. So werden zum Beispiel bei Lähmungen der Arme einfache Handgriffe und Bewegungsabfolgen trainiert, die Betroffene dazu befähigen sollen, sich wieder eigenständig anzukleiden, die Zähne zu putzen oder das Besteck zu führen. Dabei gibt es vielfältige Möglichkeiten, solche Trainings zu gestalten. Es kommen zum Beispiel handwerkliche oder gar künstlerische Methoden zum Einsatz. Der Vorteil hierbei ist, dass Schlaganfall-Patienten auf diese Weise über alle Sinne gefordert und gefördert werden. Das wiederrum trägt zu einer beschleunigten Heilung bei.

Logopäden führen mit Schlaganfall-Patienten, deren Sprechfähigkeiten und Sprachverständnis eingeschränkt sind, sogenannte Sprachtrainings durch. Das sind Übungen, die insbesondere auf die Sprechmuskulatur im Mund und Halsbereich ausgerichtet sind. Häufige und möglichst frühzeitige Übungen sind auch hierbei besonders wichtig, um das Gelernte nicht wieder zu vergessen. Angehörige können bei diesen Übungen eine entscheidende Hilfe leisten, indem sie Schlaganfall-Patienten auch außerhalb der Therapiestunden als Gesprächspartner zur Seite stehen. Damit die Sprachübungen auch zielführend sind, werden die Angehörigen möglichst durch die Therapeuten eingewiesen.

Was bringt eine Musiktherapie?

Eine besondere Form der Rehabilitation nach einem Schlaganfall ist die Musiktherapie. Sie wird im Zusammenhang mit Bewegungs- und Sprachtrainings eingesetzt, aber auch um geistige und psychische Kompetenzen zu stärken. Patienten trainieren zum Beispiel ihre Fein- und Grobmotorik durch das Spielen verschiedener Instrumente. Und dafür sind keine Instrumentenkenntnisse erforderlich. Durch das Musizieren in Gruppen wird vor allem auch die soziale Interaktion sowie Integration gefördert. Das Musikhören hat zudem einen sehr positiven Effekt auf die Psyche. Es beeinflusst die Emotionen und Stimmungen und kann besonders motivierend wirken. Patienten werden auf diese Weise auf ihrem Weg zur Genesung und in ihrem Wohlbefinden gestärkt. Besonders positiv wirkt die Musiktherapie auf die Adhärenz, also auf das Durchhaltevermögen der Patienten, Therapien auch bis zum Ende und darüber hinaus durchzuführen.

Nach einem Schlaganfall zurück in den Beruf

Die berufliche Rehabilitation umfasst Maßnahmen, die der Rückkehr ins Erwerbsleben dienen. Die Leistungen sind darauf ausgerichtet, Betroffenen den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Dazu zählen neben finanziellen Leistungen auch berufsvorbereitende Maßnahmen sowie Fort- und Weiterbildungen oder Maßnahmen, durch die der Arbeitsplatz unter Umständen behindertengerecht gestaltet wird.

Wie erhalte ich meine Rehabilitationsleistungen?

In der Regel werden Reha-Maßnahmen durch den Rentenversicherungsträger bzw. die Krankenkassen finanziert. Betroffene müssen dort für eine Reha einen entsprechenden Antrag stellen; Unterstützung beim Ausfüllen des Antrags erhalten sie bei ihrem Arzt bzw. ihrer Ärztin sowie dem Sozialdienst des Krankenhauses. Bei Fragen, die im Bezug auf die Organisation und Bewältigung des Alltags nach einem Schlaganfall auftreten, steht das Stroke-Team den Betroffenen unterstützend zur Seite. In schwerwiegenderen Fällen, bei denen Patienten auch nach der Reha gepflegt werden müssen, unterstützen zusätzlich Fachkräfte des Pflegedienstes bei der Versorgung im häuslichen Umfeld.

 

Autorin: Dr. Monique Amey-Özel, medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum: August 2021

Quellen:

1. Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.: S3-Leitlinie Schlaganfall, AWMF-Register-Nr. 053-011 (Stand: 02/2020)

2. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.: DEGAM Patienteninformation: Schlaganfall vorbeugen, erkennen und behandeln. AWMF online. 2020. Version 3.0.
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-011p_S3_Schlaganfall_2020-05.pdf

3. Bundesgesundheitsministerium. Vorsorge und Rehabilitation.
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/rehabilitation.html (Abruf: 08/2021)

4. Khan F, et al. An enriched environmental programme during inpatient neuro-rehabilitation – A ra

5. Khaku AS, Tadi P. Cerebrovascular Disease. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Publishing. 2021.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK430927/ (Abruf: 08/2021)

6. Platz T. Evidenzbasierte Armrehabilitation nach Schlaganfall – ein Überblick. neuroreha 2020; 12(02): 58-62

7. Schlaganfall-hilfe.de: Rehabilitation nach Schlaganfall – Eine Zusammenfassung.
https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/fuer-betroffene/rehabilitation/das-wichtigste-in-kuerze (Abruf: 08/2021)

8. Schlaganfall-hilfe.de: Experten-Interview: „Es geht um intensives Üben“.
https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/gesundheitsmagazin/2017/ausgabe-12017/logopaedische-therapie-bei-schlaganfall-patienten (Abruf: 08/2021)

9. Das Schlaganfall Portal: Logopädie Sprachtherapie Sprechtherapie.
https://www.schlaganfall-info.de/therapie1.htm (Abruf: 08/2021)

10. deximed.de: Schlaganfall und TIA.
https://deximed.de/home/klinische-themen/herz-gefaesse-kreislauf/krankheiten/schlaganfall-und-tia/schlaganfall-und-tia/ (Abruf: 08/2021)

11. Speth F, Evers S. Musik in der Neurorehabilitation nach einem Schlaganfall. Nervenheilkunde 2018; 37(06): 410-419

 

9-GE-5-12631-02 09-2021

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