Sport nach Schlaganfall: Warum jedes bisschen Bewegung zählt!

Körperliche Aktivität und Sport unterstützen nach einem Schlaganfall nicht nur den Weg zurück ins Leben, sondern helfen auch, das Risiko für einen weiteren Schlaganfall zu senken. Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse es bisher dazu gibt und wie Sie selbst nach einem Schlaganfall Bewegung in Ihr Leben bringen können, lesen Sie hier.

Sport nach Schlaganfall: Warum jedes bisschen Bewegung zählt!

Sport und Bewegung: zentrale Elemente der Rehabilitation

Die Bewegungstherapie nach einem Schlaganfall mit all ihren Facetten umfasst etwa 60 Prozent der Therapiemaßnahmen der stationären Rehabilitation nach einem Schlaganfall. Die Mobilisation bei Schlaganfall teilen Ärztinnen und Ärzte dabei in verschiedene Phasen auf:


1.  Die Mobilisation aus dem Bett
2.  Das Wiedererlernen des Gehens
3. Die Wiederherstellung des alltagstauglichen schnellen und sicheren Gehens


Die Mobilisation aus dem Bett erfolgt beispielsweise soweit möglich schon in den ersten beiden Tagen nach dem Schlaganfall im Rahmen der Frühmobilisation.

Warum ist die Bewegungstherapie so wichtig?

In erster Linie verbessert die frühe Bewegungstherapie nach einem Schlaganfall die körperliche Erholung und verringert das Risiko für Komplikationen. Zu diesen zählen zum Beispiel die Lungenentzündung, die bei Schlaganfall-Betroffenen durch das lange Liegen, flache Atmen und das dadurch verschlechterte Abhusten leichter entstehen kann. Ein weiteres Beispiel für die negativen Folgen mangelnder Bewegung sind Muskelschwund und Kontrakturen, das sind Verkürzungen von Sehnen, Bändern und Muskeln, die die Beweglichkeit von Gelenken dauerhaft einschränken.

Zudem haben Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, ein erhöhtes Risiko für einen erneuten Schlaganfall. Am höchsten ist das Risiko vor allem in den ersten Wochen und Monaten nach dem Ereignis. Zudem erleiden in den ersten fünf Jahren nach einem Schlaganfall etwa ein Drittel der Betroffenen einen erneuten Schlaganfall. Es gibt Risikofaktoren, die nicht beinflussbar oder die beispielsweise nur mit Medikamenten reduzierbar sind. Gleichzeitig gibt es aber auch Risikofaktoren für einen Schlaganfall, die Sie als Betroffene oder Betroffener selbst in der Hand haben. Zu diesen zählen eine gesunde Ernährung, Rauchverzicht und vor allem auch – Bewegung.

Welche weiteren Maßnahmen neben der Bewegungstherapie im Rahmen der Schlaganfall-Rehabilitation zurück in ein aktives Leben führen, erfahren Sie im Beitrag: Schlaganfall-Reha: verschiedene Wege zurück zu Gesundheit

Wirkung von Herz-Kreislauf-, Kraft- und Gleichgewichtstraining nach Schlaganfall

Ob Gehen, Radfahren oder Schwimmen – grundsätzlich ist jede Bewegung förderlich für die Gesundheit und wird von Ärztinnen und Ärzten unterstützt. Sofern Ihre behandelnde Ärztin oder Ihr behandelnder Arzt keine medizinischen Gründe sieht, weshalb Sie auf sportliche Aktivität verzichten sollten, ist ein Fitnesstraining ratsam – das zeigt auch der aktuelle wissenschaftliche Stand dazu.

Herz-Kreislauf-Training hat einen positiven Effekt auf die Bewegungsfähigkeit und die Herz-Kreislauf-Funktion

Untersuchungen zeigen, dass regelmäßiges Ausdauertraining sowohl die Beweglichkeit als auch die Ausdauer bei Alltagsaktivitäten verbessert. Zudem erhöht es die Gehstrecke und Gehgeschwindigkeit. Auch die Lunge profitiert vom Training, sodass sich oft auch ein positiver Effekt auf die Leistungsfähigkeit des Herz-Lungen-Systems zeigt.
Für Schlaganfall-Betroffene empfehlen Experten daher 20 bis 60 Minuten moderates Ausdauertraining drei bis fünf Mal pro Woche. Um die Gehfähigkeit zu verbessern, eignet sich besonders ein Laufband- oder Gehtraining.

Krafttraining kann die Muskelarbeit deutlich verbessern

Experten empfehlen Schlaganfallpatientinnen und -patienten, zwei bis drei Mal wöchentlich Kraftübungen für die großen Muskelgruppen durchzuführen. Studien dazu zeigen, dass es dadurch zu einer deutlichen Verbesserung der Muskelkraft kommen kann und sich dies wohl auch positiv auf die Gehfähigkeit auswirkt. 

Gleichgewicht nach Schlaganfall trainieren

Vor allem für sturzgefährdete Menschen sind Koordination und Gleichgewicht wichtig. Zum Koordinations- und Gleichgewichtstraining gibt es weniger Untersuchungen als zu den anderen Trainingsmethoden. Aus diesem Grund gibt es hierzu auch noch keine Expertenempfehlung, in welchem Maße diese eingesetzt werden sollten. Laut der bisherigen Daten scheinen sich regelmäßige Übungen aber positiv auf den Gleichgewichtssinn und die Gehfähigkeit auszuwirken.

Rehasport in der Gruppe: zusammen geht’s oft leichter

Da zumindest erste Sportübungen grundsätzlich unter professioneller Anleitung erfolgen sollten, bieten sich spezielle Rehabilitationssportgruppen für Schlaganfall-Patientinnen und -Patienten mit ausgebildeten Übungsleitern an. Diesen Rehabilitationssport kann Ihnen die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt als Leistung zur medizinischen Rehabilitation verschreiben.

Rehasport bietet Schlaganfall-Betroffenen viele Möglichkeiten, die eigene Gesundheit zu verbessern. Zu den Zielen des Rehasports gehören unter anderem:

  •   Die Bewegungsfähigkeit verbessern
  •   Die Gelenke mobilisieren
  •   Sich mit anderen Betroffenen austauschen
  •   Das Körper- und Selbstwertgefühl stärken
  •   Schlaganfall-Risikofaktoren reduzieren

Rehasportgruppen bestehen aus maximal 15 Teilnehmern, die Trainingseinheiten umfassen meist 45 Minuten. In der Regel können Sie mit der ärztlichen Verordnung an 50 Trainingseinheiten teilnehmen. Angeboten werden Sportarten wie Gymnastik, Bewegungsspiele, Wassergymnastik oder Schwimmen. Auch Menschen, die durch den Schlaganfall körperlich stärker eingeschränkt sind und beispielsweise einen Rollstuhl benötigen, sind willkommen. Jedes bisschen Bewegung zählt und die Sportgruppenleiter können die Bewegungsübungen individuell anpassen. Sprechen Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt darauf an!

Autorin:  Sabina Filipovic, medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum: Februar 2022

Quellen:

1.  Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Schlaganfall. https://www.gesundheitsinformation.de/schlaganfall.html (Abruf 02/2022)

2.  Deutsche Schlaganfallhilfe: „SPORTnachSchlag“ für Betroffene. https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/fuer-betroffene/alltag-mit-schlaganfall/rehasport-nach-schlaganfall/rehasport-fuer-patienten (Abruf 02/2022)

3.  Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.: S3-Leitlinie Schlaganfall, AWMF-Register-Nr. 053-011 (Stand: 02/2020)

4.  Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. S2k-Leitlinie Rehabilitation von sensomotorischen Störungen, AWMF-Register-Nr. 030/123 (Stand: 04/2018)

5.  deximed.de: Rehabilitation nach einem Schlaganfall.
https://deximed.de/home/klinische-themen/herz-gefaesse-kreislauf/krankheiten/schlaganfall-und-tia/schlaganfall-rehabilitation (Abruf 02/2022)

9-GE-5-13108-02 03-2022

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