Tipps und Hilfen für den Alltag mit Schlaganfall

Ein Schlaganfall ist für viele Betroffene und ihre Angehörigen ein einschneidendes Erlebnis. Damit die Rückkehr in den Alltag gelingt, finden Sie hier Tipps und Hilfen, um die täglichen Herausforderungen besser zu meistern und wieder mehr Selbstständigkeit zu erlangen.

Tipps und Hilfen für den Alltag mit Schlaganfall

Hilfsmittel in Anspruch nehmen

Vom Rollator oder Rollstuhl über einfache Alltagshelfer – es gibt viele Hilfsmittel, die Ihnen den Alltag erleichtern können. Hier eine kleine Auswahl:

  • Einhänderbrettchen haben einen erhöhten Rand, der das Verrutschen des Brotes verhindert. So können Sie auch mit nur einer Hand Ihre Brotscheibe selbst schmieren.
  • Griffverdickungen vereinfachen das Greifen, gerade wenn Sie die Hand (noch) nicht wieder zu einer Faust schließen können.
  • Es gibt spezielles Geschirr und Besteck, beispielsweise Teller mit einer Randerhöhung, abgewinkeltes Besteck und besondere Tassen und Gläser wie Zwei-Henkel-Becher oder Schnabeltassen, die Sie beim selbstständigen Essen und Trinken unterstützen können.
  • Um Dosen oder Schraubgläser leichter öffnen zu können, gibt es zum Beispiel spezielle Zugring-Öffner, Gummi-Hütchen und andere Aufsetzer aus rutschfestem Kunststoff oder Universal-Öffner. Zudem können Sie einfach einen Öffner unter der Tischplatte montieren, um Schraubgläser auch einhändig öffnen zu können.
  • Beim Anziehen helfen Knopf- und Reißverschluss-Helfer ebenso wie Strumpfanzieh-Helfer und Teleskop-Schuhanzieher. Bequeme, weit zu öffnende Schuhe erleichtern das Anziehen.
  • Auch für die Körperpflege gibt es viele nützliche Alltagshelfer wie Kammverlängerungen, Waschhandschuhe mit Seife und Rückeneincreme-Hilfe. Beim Duschen können spezielle Duschschuhe verhindern, dass Sie auf dem feuchten Boden ausrutschen. Oder verwenden Sie einen Duschhocker, um sitzend duschen zu können.

Ihr Arzt, Therapeut oder Sanitätshaus können Sie dazu beraten, welche Hilfsmittel Sie gut im Alltag unterstützen können und für welche davon Ihre Krankenkasse die Kosten übernimmt.

Anpassungen des Wohnraums durchführen

Von kleinen Anpassungen wie Haltegriffen bis hin zu kompletten barrierefreien Umbauten – es ist vieles denkbar, um Ihre Wohnung oder Ihr Haus an Ihre Bedürfnisse anzupassen. Bevor Sie mit den Wohnraumanpassungen beginnen, sprechen Sie am besten mit Ihrer Pflegekasse, um die Kostenübernahme zu klären. Sofern Sie zur Miete wohnen, müssen Sie bei baulichen Veränderungen zudem das Einverständnis Ihres Vermieters einholen.

Aber auch ganz einfache Maßnahmen bieten oft schon eine deutliche Erleichterung: Beispielsweise sollten Sie alle Teppiche und sonstige Stolperfallen entfernen und dafür sorgen, dass Ihnen keine Hindernisse im Weg stehen.

Sich helfen lassen: Pflegegeld und Pflegedienst

Viele Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, werden von ihren Angehörigen oder Freunden gepflegt und im Alltag unterstützt. In diesem Fall besteht ab Pflegegrad 2 ein Anspruch auf Pflegegeld – die Höhe des Pflegegelds richtet sich dabei nach dem Pflegegrad. Wer zu Hause gepflegt wird, hat zudem unabhängig vom Pflegegrad Anspruch auf einen sogenannten Entlastungsbetrag in Höhe von bis zu 125 Euro im Monat.

Wird die Pflege dagegen von professionellen Kräften eines ambulanten Pflegedienstes erbracht, besteht ab Pflegegrad 2 Anspruch auf Pflegesachleistungen. Auch die Höhe des Betrags für Pflegesachleistungen richtet sich nach dem Pflegegrad. Neben der Übernahme der Kosten für die Inanspruchnahme eines Pflegedienstes können über die Pflegesachleistungen beispielsweise auch Leistungen zur Unterstützung pflegender Angehöriger wie etwa die Beschäftigung einer Reinigungskraft finanziert werden.

Mobilität im Alltag: Autofahren trotz Schlaganfall?

Bevor Sie sich nach einem Schlaganfall zum ersten Mal wieder ins Auto setzen, sind Sie entsprechend der hierzulande geltenden Vorsorgepflicht selbst dafür verantwortlich zu prüfen, ob Sie fahrtauglich sind. Grundsätzlich sind zwei Wege möglich:

  1. Der nicht-amtliche Weg: Sammeln Sie so viele Belege wie möglich dafür, dass Sie wieder Auto fahren dürfen. Sinnvoll sind beispielsweise eine Stellungnahme Ihres Neurologen, ein Aufmerksamkeitstest bei einem Neuropsychologen und – insbesondere, wenn Sie länger nicht Auto gefahren sind – einige Fahrstunden bei einer Fahrschule mit anschließender Bestätigung über die praktische Fahreignung. Auch können Sie z. B. beim TÜV einen freiwilligen Check durchführen lassen.
  2. Der amtliche Weg: Dieser Weg ist vor allem für Menschen notwendig, die aus beruflichen Gründen auf ihren Führerschein angewiesen sind. Auch Personen, bei denen nach einem Schlaganfall körperliche Beeinträchtigungen zurückgeblieben sind, müssen den amtlichen Weg gehen, da beispielsweise notwendige Umbaumaßnahmen am Fahrzeug auch im Führerschein vermerkt werden müssen, Und auch wer auf Nummer sicher gehen und nicht riskieren will, dass ihm unterstellt werden kann, er oder sie hätte die Vorsorgepflicht nicht erfüllt, sollte den amtlichen Weg gehen. Beim amtlichen Weg melden Sie Ihre Erkrankung der Führerscheinstelle, die dann Ihren Fall prüft und Ihnen mitteilt, welche Untersuchungen und Gutachten notwendig sind; die Kosten für alle geforderten Nachweise müssen Sie selbst tragen. Wichtig ist, dass Sie vor der Meldung an die Führerscheinstelle sicher sind, dass Sie alle notwendigen Tests fristgerecht bestehen werden, da Ihnen anderenfalls der Führerschein entzogen wird. Es kann also sinnvoll sein, die für den nicht-amtlichen Weg aufgeführten Belege als Vorbereitung auf den amtlichen Weg zu sammeln, um selbst sicherzugehen, dass Ihnen im amtlichen Weg keine unangenehmen Überraschungen drohen.

Unterstützung in Selbsthilfegruppen

Das Wichtigste im Leben mit Schlaganfall ist, sich auch bei Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen und trotz aller nachwirkenden Veränderungen immer weiter daran zu arbeiten, die eigenen Alltagskompetenzen auszubauen. Um verlorene Fähigkeiten wiederzuerlangen, hilft nur beständiges Üben. Um alle Herausforderungen des Alltags zu meistern, kann der Kontakt mit Menschen, die in derselben Situation sind, sehr hilfreich sein. Selbsthilfegruppen ermöglichen einen persönlichen Gedanken- und Erfahrungsaustausch zu vielen wichtigen Alltagsthemen, zum Beispiel wem welche Therapie geholfen hat oder wie man Hilfsmittel beantragt. Darüber hinaus bieten Selbsthilfegruppen Betroffenen einen wichtigen emotionalen Halt, und es entstehen häufig sogar enge Freundschaften.

In vielen Städten gibt es spezielle Selbsthilfe-Kontaktstellen und -Büros, über die Sie eine geeignete Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe ausfindig machen können. Auf der Webseite der Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen (NAKOS) finden Sie eine Suchfunktion für Selbsthilfe-Kontaktstellen vor Ort. Außerdem finden Sie im Internet viele Informationen zu Selbsthilfegruppen; beispielsweise bietet die Deutsche Stiftung Schlaganfall auf ihrer Webseite einen Selbsthilfegruppen-Finder, bei dem Sie mit Ihrem Wohnort bzw. der Postleitzahl nach Schlaganfall-Selbsthilfegruppen in Ihrer Umgebung suchen können.

 

Autorin: Annukka Aho-Ritter, medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum: August 2020

Quellen:

Stiftung Deutsche Schlaganfall Hilfe:
www.schlaganfall-hilfe.de (Abruf: 08/2020)

Online-Ratgeber Pflege des Bundesministeriums für Gesundheit:
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/themen/pflege/online-ratgeber-pflege.html (Abruf: 08/2020)

Gesundheitsinformation.de, Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG):
www.gesundheitsinformation.de (Abruf: 08/2020)

9-GE-5-11784-02 09-2020

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