Vom Herz direkt ins Hirn: PFO als Risikofaktor für Schlaganfall

Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen am Herzen haben ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall. Dazu zählt das sogenannte persistierende Foramen ovale (PFO), eine angeborene lappenförmige Öffnung zwischen den beiden oberen Herzräumen, den Vorhöfen (Atrien). Mit dem Verschluss des PFOs jedoch lässt sich das Schlaganfallrisiko deutlich minimieren.

PFO als Risikofaktor für Schlaganfall
Abbildung 1: Durch ein PFO kann sauerstoffarmes Blut direkt vom rechten in den linken Vorhof gelangen.

Jedes ungeborene Baby hat es, bei manchen Menschen bleibt es: ein offenes Foramen ovale (PFO = persistierendes, d. h. dauerhaftes Foramen ovale). Diese lappenförmige Öffnung zwischen den beiden Vorhöfen lässt Blut von der rechten Herzseite auf die linke Seite fließen (Abb. 1). Jeder Fötus hat diese Öffnung, da seine Lunge noch nicht entfaltet ist und sauerstoffreiches Blut von der Mutter durch den Körper des Fötus zirkulieren muss. Nach der Geburt kann das Baby selbst atmen und seinen Körper mit sauerstoffreichem Blut versorgen, der Blutfluss von rechts nach links ist nicht mehr nötig. Die Öffnung wächst zusammen und bildet eine solide Wand (Septum); das Blut zirkuliert nun über die Lunge, um sich dort mit Sauerstoff anzureichern. Bei etwa einem Viertel der Bevölkerung bleibt das PFO jedoch wie ein Tunnel oder Lappen zwischen den Herzvorhöfen geöffnet. In der Regel verursacht ein PFO kaum Probleme und muss nur selten schon in der Kindheit behandelt werden. Erst mit zunehmendem Alter können sich leichte Symptome wie Kurzatmigkeit oder auch schwerwiegendere Symptome wie Migräne entwickeln. Ein weiteres Problem: Das PFO ist ein Risikofaktor für einen Schlaganfall. 

So funktioniert ein gesundes Herz

Wie ein gesundes Herz aufgebaut ist und funktioniert, können Sie hier nachlesen.

Wie kann ein PFO zu einem Schlaganfall führen?

Bei einem gesunden erwachsenen Herzen fließt das Blut vom Körper durch den rechten Vorhof in das Herz und füllt danach die rechte große Pumpkammer (Ventrikel). Wenn das Herz schlägt, pumpt es dieses Blut durch die Lungenarterie heraus in die Lungen. Dort wird es gefiltert und mit Sauerstoff angereichert. Von den Lungen wird das nun sauerstoffreiche Blut in den linken Vorhof gepumpt. Dann füllt es den linken Ventrikel und gelangt durch die Aorta hinaus in den Körper, um Sauerstoff an alle Organe und Zellen zu liefern. Nachdem es den Körperkreislauf durchlaufen hat, ist es wieder sauerstoffarm und kehrt zum Herzen zurück.

Wichtig zu wissen: Normalerweise sind die linke und die rechte Herzhälfte vollständig durch das Septum voneinander getrennt! Bei einem offenen Foramen ovale jedoch kann sauerstoffarmes Blut direkt vom rechten Vorhof an der Lunge vorbei in den linken Vorhof gelangen und sich mit sauerstoffreichem Blut vermischen. Dabei können auch Blutgerinnsel von der rechten in die linke Herzseite gelangen; bei einem normalen Herzen ohne PFO würde die Lunge solche Gerinnsel herausfiltern und so stoppen. Doch einmal in der linken Herzhälfte angelangt, können die Blutgerinnsel von hier direkt in den Körperkreislauf gelangen, möglicherweise das Gehirn erreichen und dort einen Schlaganfall auslösen.

Wie lässt sich bei einem PFO das Schlaganfallrisiko verringern? 

Das Schlaganfallrisiko bei Patienten mit PFO lässt sich reduzieren, indem entweder durch entsprechende Medikamente die Entstehung von Blutgerinnseln gehemmt wird oder die Öffnung verschlossen wird.

Bei der medikamentösen Therapie kommen entweder sogenannte Antikoagulanzien oder Thrombozytenaggregationshemmer zum Einsatz; auch wenn man diese umgangssprachlich „Blutverdünner“ nennt, verdünnen sie das Blut nicht, sondern verhindern, dass es verklumpt. Dadurch steigt jedoch auch das Risiko für eine schwere Blutung.

Wenn Ärzte das PFO verschließen wollen, geht dies beispielsweise mit einer Operation am offenen Herzen, bei der der Brustkorb geöffnet und der Patient für die Dauer des Eingriffs an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen wird.

PFO als Risikofaktor für Schlaganfall
Abbildung 2: Verschluss eines PFO mittels Schirmchen (Okkluder)

Schonender und weniger invasiv ist dagegen ein Verschluss mit einem Implantat mittels eines so genannten interventionellen Verfahrens. Bei dieser Methode nimmt der Arzt einen kleinen Einschnitt vor, meist an der Leiste, und schiebt dann einen kleinen Schlauch (Katheter) durch das Blutgefäß zur Behandlungsstelle im Herzen. Durch den Katheter wiederum kann er das Implantat – ähnlich wie einen zusammengeklappten Schirm – zum PFO führen. Ist es richtig positioniert, spannt er den „Schirm“ (Okkluder genannt) auf und verschließt so das PFO dauerhaft (Abb. 2). 

Solch ein Eingriff dauert etwa ein bis zwei Stunden und wird in einem auf minimalinvasive, nicht-operative Eingriffe spezialisierten Herzkathetherlabor durchgeführt. Vor dem Eingriff erhalten Sie ein Narkosemittel, sodass Sie keine größeren Beschwerden haben sollten. Da die Behandlung minimalinvasiv ist, erholen Sie sich meist schnell von dem Eingriff. In der Regel können Patienten nach 24 Stunden das Krankenhaus verlassen. 

Gut zu wissen: Patientenausweis mit sich führen

Wenn Sie ein Implantat tragen, sollten Sie dies in einem speziellen Patientenausweis vermerken lassen. Einzutragen sind Ihr Name, Informationen über Ihr Implantat, das Implantationsdatum sowie die Kontaktinformationen Ihres Arztes. Den Ausweis führen Sie am besten stets mit sich – falls Probleme auftauchen, wissen alle sofort Bescheid. Auch am Flughafen vermeidet das Vorzeigen des Ausweises Missverständnisse, falls ein Metalldetektor anschlagen sollte. 

Einen Patientenausweis erhalten Sie von Ihrem Arzt. 

Für wen ist die Behandlung mit einem Okkluder geeignet?

Nicht allen Menschen mit PFO nützt eine Okkluder-Implantation gleichermaßen, das haben Studien gezeigt. Daher haben Neurologen und Kardiologen im August 2018 gemeinsame Empfehlungen dazu herausgegeben, für wen ein interventioneller PFO-Verschluss sinnvoll ist. Nun gilt hierzulande: Grundvoraussetzung für den Verschluss eines PFO mit einem Okkluder ist, dass Sie zwischen 16 und 60 Jahre alt sind und es bei Ihnen in der Vergangenheit bereits mindestens einmal zu einem Schlaganfall unbekannter Ursache gekommen ist. Okkluder werden also nicht dazu eingesetzt, um einen ersten Schlaganfall zu verhüten – Ärzte nennen dies Primärprävention – sondern, um das Risiko für einen zweiten Schlaganfall zu senken (Sekundärprävention). Außerdem gibt es weitere Voraussetzung, beispielsweise hinsichtlich der Art des Schlaganfalls und der Eigenschaften des PFOs, die erfüllt sein müssen, damit ein PFO-Verschluss in Frage kommt. Ihr Arzt klärt daher gemeinsam mit Ihnen, ob ein interventioneller PFO-Verschluss in Ihrem Fall die beste Behandlungsmöglichkeit ist, um Ihr Schlaganfallrisiko zu mindern.

Mehr erfahren

Wenn Sie mehr rund ums Herz erfahren möchten, werfen Sie doch einen Blick auf die Seite www.herzklappenhilfe.de. Hier finden Sie unter anderem Informationen rund um die Erkrankung und die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten bei einer Mitralinsuffizienz sowie interessante Videos.

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Vorhofflimmern? Auch das ist ein Risikofaktor für Schlaganfall. Warum, lesen Sie hier.

 

Autorin: Andrea Böttcher, medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum: September 2018

Quellen:

St. Jude Medical: Patientenleitfaden für den Interventionellen Verschluss des offenen Foramen ovale

Vermeide-schlaganfall.de: www.vermeide-schlaganfall.de/home

Diener HC, Grau A, Baldus S et al. Kryptogener Schlaganfall und offenes Foramen ovale. S2e-Leitlinie, 2018; in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 21.08.2018)

9-GE-5-8525-02 09-2018

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