Warum ein niedriger Cholesterinspiegel Schlaganfällen vorbeugen kann

Für Menschen, die bereits einen Schlaganfall erlitten haben, ist das Leben danach durch Veränderungen geprägt. Dazu gehört auch, einige Gewohnheiten, wie beispielsweise die Ernährung, umzustellen beziehungsweise anzupassen. Dadurch können Sie Risikofaktoren wie erhöhte Blutfettwerte minimieren, die einen weiteren Schlaganfall begünstigen können. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Cholesterin.

Warum ein niedriger Cholesterinspiegel Schlaganfällen vorbeugen kann

Hohes Risiko für einen weiteren Schlaganfall

Einen Schlaganfall zu erleiden, ist für die meisten Menschen schwer vorstellbar, kommt aber vergleichsweise häufig vor: jährlich werden etwa 200.000 neue Fälle diagnostiziert. Und nicht selten sind Behinderungen oder Invalidität die Folge. Ein erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall, der medizinisch als Apoplex bezeichnet wird, tragen vor allem ältere Menschen ab 60 Jahren, adipöse Menschen und jene mit Vorerkrankungen insbesondere des Herz-Kreislauf-Systems. So bilden Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern, Koronare Herzkrankheit & Schlaganfall: Wie hängt das zusammen?koronare Herzkrankheit, ein erhöhter Blutdruck, Diabetes mellitus und Fettstoffwechselerkrankungen die größten Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Studien haben gezeigt, dass vor allem das Risiko für erneute Schlaganfälle, sogenannte Rezidive, innerhalb von 5 Jahren nach einem erlebten Schlaganfall mit diesen Faktoren steigt. Umso wichtiger ist es für Betroffene, die bisherigen Gewohnheiten schnellstmöglich zu ändern.

Welche Rolle spielen Ernährung und Cholesterin?

Mediziner und Ernährungsspezialisten weisen schon seit vielen Jahren darauf hin, dass eine gesunde Ernährung wichtig ist. Unabhängig davon, dass sie zu einer gesunden Ausstrahlung verhilft und mehr Fitness bedeutet, kann sie dazu beitragen, diversen Krankheiten vorzubeugen. Insbesondere solchen, die Schlaganfälle verursachen können. Zum Beispiel bedeutet eine sehr fetthaltige Nahrung zumeist auch erhöhte Blutfettwerte. Dadurch kann es zu Ablagerungen von sogenannten Plaques in den Arterien kommen, auch Arteriosklerose genannt. Diese Fettablagerungen verengen und verstopfen die Gefäße, was eine Minderversorgung von Teilen des Körpers und Gehirns zur Folge haben kann. Mediziner konnten zeigen, dass besonders das „schlechte“ LDL- (Low Density Lipoprotein) Cholesterin, das in der Leber produziert wird, einen hohen Anteil an den Fettablagerungen hat.

„Böses“ gegen „gutes“ Cholesterin

Beim Cholesterin ist es wichtig, zwischen dem „guten“ und „schlechten“ zu unterscheiden, denn Cholesterin ist nicht nur schlecht für den Körper. Wo sich LDL-Cholesterin vermehrt in den Gefäßen ablagert, wirkt sich das „gute“ HDL- (High Density Lipoprotein) Cholesterin positiv auf die Blutfettwerte aus. HDL-Cholesterin kann dazu beitragen, dass das Zuviel an Cholesterin im Blut zurück zur Leber transportiert wird, wo es wieder abgebaut wird. Das senkt den LDL-Cholesterin-Spiegel wieder. Beide Cholesterin-Formen wirken jedoch unabhängig voneinander auf die Blutfettwerte und bergen jeweils ein Risiko für die Ausbildung einer Arteriosklerose. So können zum Beispiel die LDL-Cholesterin-Werte trotz größerer Mengen HDL-Cholesterins erhöht und das Risiko für Arteriosklerose gesteigert sein. Cholesterin ist grundsätzlich sehr wichtig für den Körper, da es ein wesentlicher Bestandteil aller Zellen ist. Es bildet zudem eine Vorstufe für verschiedene Hormone und auch für die Gallensäuren, die die Fettverdauung unterstützen. Wichtig hierbei ist eine moderate Menge.

Cholesterinwerte senken

Ein entscheidender Schritt, um die Cholesterinwerte auch auf natürlichem Wege zu senken, ist auf eine ausgewogene und fettarme Ernährung zu achten. Das bedeutet, mehr Gemüse, Obst und Vollkornprodukte mit einem höheren Ballaststoffanteil zu essen und auf fettreiche Speisen zu verzichten. Folgende Nahrungsmittel enthalten eine erhöhte Menge an Cholesterin und sollten in möglichst geringen Mengen auf dem Speiseplan stehen:

  • Fettreiche Wurst wie Aufschnitt, Salami und Leberwurst
  • Fettreiche Milchprodukte wie Sahne und Käse mit mehr als 30 Prozent Fett
  • Butter
  • Frittierte Lebensmittel

Neben einer Ernährungsumstellung können Ärztinnen und Ärzte auch Medikamente verordnen, um den Blutfettwert zu senken. Hierzu zählen unter anderem:

  • Statine (Cholesterinsyntheseenzymhemmer, kurz: CSE-Hemmer), die die Produktion von LDL-Cholesterin in der Leber reduzieren oder gar verhindern
  • Cholesterinresorptionshemmer, die die Aufnahme von Cholesterin im Darm mindern
  • Fibrate, die die Menge an HDL-Cholesterin erhöhen und die Bildung von LDL-Cholesterin in der Leber verringern

Was hilft noch?

Welche weiteren Gesundheitsmaßnahmen helfen können, um einem erneuten Schlaganfall vorzubeugen, hängt im Wesentlichen von den Gewohnheiten der Betroffenen ab. Grundsätzlich empfehlen Ärzte Rauchern, den Konsum von Tabak vollständig einzustellen. Auch sollten Schlaganfall-Patienten auf Alkohol verzichten. Beides trägt vor allem dazu bei, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken. Regelmäßige Bewegung unterstützt und fördert die Gesundheit, unabhängig davon, wie hoch die Cholesterinwerte sind. Es ist jedoch erwiesen, dass mit der Bewegung die Fettverbrennung angeregt wird und entsprechend weniger Fett in die Körperzellen eingelagert werden kann. Studien haben gezeigt, dass der HDL-Spiegel im Blut, also die Menge des „guten“ Cholesterins, mit körperlicher Anstrengung steigt. Das Mehr an HDL-Cholesterin kann ein geringeres Risiko für einen weiteren Schlaganfall bedeuten.

 

Autorin: Dr. Monique Amey-Özel, medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum: August 2021

Quellen:

1. Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.: S3-Leitlinie Schlaganfall, AWMF-Register-Nr. 053-011(Stand: 02/2020)

2. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.: DEGAM Patienteninformation: Schlaganfall vorbeugen, erkennen und behandeln. AWMF online. 2020. Version 3.0.
https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-011p_S3_Schlaganfall_2020-05.pdf

3. Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG), Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) S3-Leitlinie – Teil 1: Sekundärprophylaxe ischämischer Schlaganfall und transitorische ischämische Attacke. AWMF-Register Nr. 030-133 (Stand: 02/2015).

4. Stahmeyer JT, et al.: The frequency and timing of recurrent stroke—an analysis of routine health insurance data. Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 711–7.

5. Mann S, Beedie C, Jimenez A. Differential effects of aerobic exercise, resistance training and combined exercise modalities on cholesterol and the lipid profile: review, synthesis and recommendations. Sports Med. 2014;44(2):211-21.

6. Schlaganfall-hilfe.de: Nach einem Schlaganfall sollte das LDL-Cholesterin deutlicher gesenkt werden..
https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/aktuelles/2019/nach-schlaganfall-cholesterin-deutlicher-senken (Abruf: 08/2021)

7. Pharmazeutische Zeitung: Je niedriger der LDL-Wert, umso besser?
https://www.pharmazeutische-zeitung.de/je-niedriger-der-ldl-wert-umso-besser/ (Abruf: 08/2021)

8. Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Schlaganfall. https://www.gesundheitsinformation.de/schlaganfall.html (Abruf: 08/2021)

9. deximed.de: Hyperlipidämie.
https://deximed.de/home/klinische-themen/endokrinologie-stoffwechsel/krankheiten/uebergewicht-und-fettstoffwechselstoerungen/hyperlipidaemie/ (Abruf: 08/2021)

10. deximed.de: Schlaganfall und TIA.
https://deximed.de/home/klinische-themen/herz-gefaesse-kreislauf/krankheiten/schlaganfall-und-tia/schlaganfall-und-tia/ (Abruf: 08/2021)

11. gesundheitsinformation.de: Cholesterin senken ohne Tabletten.
https://www.gesundheitsinformation.de/cholesterin-senken-ohne-tabletten.html (Abruf: 08/2021)

12. Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V.: Erhöhte Triglyzeride. Patientenratgber; 2017

13. Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung von Fettstoffwechselstörungen und ihren Folgeerkrankungen DGFF (Lipid-Liga) e.V.: Fettstoffwechselstörungen. Patientenratgber; 2018

 

9-GE-5-12632-02 09-2021

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