Wie gefährlich ist Vorhofflimmern?

Vorhofflimmern stellt nicht unbedingt eine lebensbedrohliche Herzerkrankung dar. Dennoch handelt es sich bei dieser chronischen Herzrhythmusstörung um einen Risikofaktor für Folgeerkrankungen wie einen Schlaganfall. Lesen Sie hier, warum Sie Vorhofflimmern behandeln lassen sollten.

Wie gefährlich ist Vorhofflimmern?

Was bedeutet „Vorhofflimmern?“

Vorhofflimmern ist eine chronische Herzrhythmusstörung. Im gesunden Herz gehen die elektrischen Impulse vom Sinusknoten aus, die dem Herzen den Takt für die Kontraktionen von Vorhöfen und Herzkammern vorgeben. Typisch für Vorhofflimmern ist, dass sich Impulse außerhalb des Sinusknotens bilden und diese unkoordiniert die Herzmuskelzellen in den Vorhöfen erregen. Dadurch fängt der Vorhof an, unabhängig von der Herzkammer zu „zittern“, was eine abgestimmte Kontraktion der Vorhöfe mit den Kammern unmöglich macht. In der Folge kann das Herz das Blut aus den Vorhöfen nicht vollständig in die Herzkammern entleeren, wodurch sich das Blut hier anstauen und verklumpen kann. Lösen sich diese Blutgerinnsel (Thromben), können sie über den Körperkreislauf in das Gehirn gelangen. Verstopft ein Blutgerinnsel hier eine Arterie, ist ein Schlaganfall die Folge.

Vorhofflimmern lässt sich in verschiedene Formen einteilen. Diese unterscheiden sich in erster Linie in der Dauer, die das Vorhofflimmern besteht:

  • Das episodenhafte (paroxysmale) Vorhofflimmern kann einmal oder in Episoden auftreten. In der Regel normalisiert es sich in einem Zeitraum von 48 Stunden bis einer Woche ohne Behandlung.
  • Das persistierende Vorhofflimmern dauert oft länger als eine Woche an. Der Herzschlag lässt sich aber durch eine Behandlung wieder normalisieren.
  • Das permanente Vorhofflimmern besteht dauerhaft.

Flimmernde Vorhöfe können das vom Körper kommende Blut nicht effektiv über die rechte Herzkammer in die Lunge beziehungsweise über die linke Herzkammer zurück in den Körperkreislauf pumpen. Dadurch wird der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, mögliche Symptome sind dann:

  • Schneller und unregelmäßiger Herzschlag
  • Schwindel
  • Atemnot
  • Erschöpfung
  • Benommenheit
  • Konzentrations- und Belastungsschwäche

Besonders tückisch: fehlende oder fehlgedeutete Symptome bei Vorhofflimmern

Viele Menschen, bei denen Vorhofflimmern diagnostiziert wird, haben keine Symptome – und wer keine Beschwerden verspürt und nichts von seiner Erkrankung weiß, der kann auch keine entsprechenden Maßnahmen ergreifen, um sich vor den Folgen des Vorhofflimmerns wie einem Schlaganfall zu schützen.

Treten jedoch Symptome auf, können sie die Lebensqualität beeinträchtigen. Doch häufig schreiben betroffene Menschen diese Symptome ihrer aktuellen Lebenssituation zu, wie beispielsweise Stress aufgrund eines herausfordernden Projekts oder privater Probleme. Durch das Missdeuten der Vorhofflimmern-Symptome passen die Betroffenen oft lediglich ihren Lebensstil an und legen häufigere Ruhepausen ein, ohne jedoch ärztlichen Rat zu suchen.

Daher entdecken Ärztinnen und Ärzte diese Erkrankung nicht selten erst bei einer Routineuntersuchung, manchmal aber auch erst nach einem Schlaganfall.

Gefahr erkannt, Gefahr gebannt

Ein Vorhofflimmern früh zu erkennen ist essenziell, um einen oft folgenschweren Schlaganfall zu verhindern, aber auch um Schäden am Herzen zu vermeiden, denn: Vorhofflimmern zählt zu einer der Ursachen von Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Diese wiederum liegt einem Vorhofflimmern oft auch zugrunde. Daneben können noch weitere Grunderkrankung wie beispielsweise Bluthochdruck (Hypertonie), eine Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder eine andere bereits vorliegende Herzerkrankung wie ein Herzklappenfehler oder die koronare Herzkrankheit ursächlich für das Vorhofflimmern sein.

Betroffen von diesen Vorerkrankungen sind häufig Menschen ab einem Alter von 60 Jahren – für diese Personengruppe kann es sein sinnvoll sein, an einem entsprechenden Früherkennungsprogramm teilzunehmen.

Die Behandlung eventuell vorliegender Vorerkrankungen stellt in der Regel den ersten Schritt dar, um das Vorhofflimmern zu kontrollieren. Um einen Schlaganfall zu vermeiden, verordnen Ärztinnen und Ärzte in der Regel eine Antikoagulation – eine Behandlung mit gerinnungshemmenden Medikamenten („Blutverdünnern“); alternativ kann auch ein minimal-invasiver Verschluss des linken Vorhofohrs in Frage kommen.

Um die Beschwerden, die ein beschleunigter Puls verursacht, zu lindern, kommen häufig Medikamente wie Betablocker zum Einsatz, die die Herzfrequenz senken und somit das Herz entlasten; in der Medizin wird dieser Ansatz Frequenzkontrolle genannt. Zudem kann es sinnvoll sein zu versuchen, den normalen Herzrhythmus wiederherzustellen; dieser Ansatz heißt Rhythmuskontrolle und erfordert spezielle Medikamente (medikamentöse Kardioversion), elektrische Impulse (elektrische Kardioversion) und/oder eine sogenannte Katheterablation. Bei diesem minimal-invasiven Verfahren identifiziert der Kardiologe bzw. die Kardiologin diejenigen elektrischen Reizleitungsstrukturen, die das Vorhofflimmern auslösen, und verödet diese.

Autorin:  Nina Siegmar, medproduction GmbH, www.medproduction.de

Datum: März 2022

Quellen:
1. Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz-und Kreislaufforschung e.V.: Pocket-Leitlinie Diagnose und Behandlung von Vorhofflimmern, Version 2020. Börm Bruckmeier Verlag GmbH, Grünwald
2. Leitlinie der Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.: S3-Leitlinie Schlaganfall, AWMF-Register-Nr. 053-011(Stand: 02/2020)
3. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin e.V.: DEGAM Patienteninformation: Schlaganfall vorbeugen, erkennen und behandeln. AWMF online. 2020. Version 3.0.
www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/053-011p_S3_Schlaganfall_2020-05.pdf
4. Jame, S. et al.: Stroke and Thromboembolism Prevention in Atrial Fibrillation. Heart (British Cardiac Society) 2020, 106.1: 10–17
5. Squiers, J. et al.: Surgical Closure of the Left Atrial Appendage: The Past, The Present, The Future. Journal of Atrial Fibrillation, 2018, 10.5: 1642
6. Loupis, A. et al.: Percutaneous closure of the left atrial appendage for stroke prevention. Ugeskrift for Laeger, 2014, 176.38, V03140169
7. Glikson, M. et al. EHRA/EAPCI expert consensus statement on catheter-based left atrial appendage occlusion – an update. Europace (2020) 22, 184


9-GE-5-13292-02 04-2022

 

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